Berlin. Coca-Cola setzt auf zuckerfreie Getränke. In Großbritannien sorgt die neue Zucker-Steuer für eine unglaubliche Wende in der Getränkeindustrie.

Der Trend zu weniger Zucker in Lebensmitteln erfasst auch die Getränkeindustrie. „Ein Drittel unseres Sortiments ist bereits kalorienreduziert“, sagte Bjorn Jensen, Geschäftsführer von Coca-Cola in Deutschland, Dänemark und Finnland dieser Redaktion. Am besten komme bei den Verbrauchern Coca-Cola Zero Sugar an. „Seit ihrer Einführung wächst sie Jahr für Jahr im zweistelligen Prozentbereich.“

Coca-Cola Zero ist nach Konzernangaben nach der klassischen Coca-Cola das am zweitmeisten verkaufte Cola-Getränk auf dem deutschen Markt. Das Unternehmen beruft sich dabei auf Ergebnisse des Market Research Unternehmens GlobalData von 2018.

Laut Coca-Cola habe sich dieser Trend 2019 weiter fortgesetzt. Eine klassische Coca-Cola enthält 10,6 Gramm Zucker je 100 Milliliter, die Cola Zero sowie Cola Light haben jeweils Null Gramm.

Jeder Deutsche trinkt pro Jahr im Schnitt 80 Liter zuckergesüßte Getränke

„Wir halten an unserem Kurs fest, die zuckerfreien und zuckerreduzierten Varianten intensiv zu bewerben“, kündigte Jensen an. „Damit bekennen wir uns deutlich dazu, unseren Beitrag zur nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie der Bundesregierung zu leisten“, so Jensen. Gleichzeitig möchte der Geschäftsführer die Verbraucher auch nicht bevormunden. Die Verbraucher sollen selbst entscheiden, „was ihnen am besten schmeckt und was am besten zu ihrem Lebensstil passt.“

Bjorn Jensen, Geschäftsführer von Coca-Cola in Deutschland, Dänemark und Finnland.
Bjorn Jensen, Geschäftsführer von Coca-Cola in Deutschland, Dänemark und Finnland. © Coca-Cola | Coca-Cola

Auch die großen Handelsketten wie Aldi oder Rewe versuchen zunehmend den Zuckergehalt in ihren Eigenmarkenprodukten zu reduzieren. Zucker kann krank machen. Zucker kann nicht nur Übergewicht und Fettleibigkeit fördern, sondern auch zu einem erhöhten Herzinfarkt-Risiko führen. In Deutschland trinkt jeder Bürger im Schnitt 80 Liter zuckergesüßte Getränke pro Jahr, berichtet die Verbraucherorganisation Foodwatch.

Zucker-Steuer führt in Großbritannien zu deutlicher Zuckersenkung in Getränken

Neben den eigenständigen Produktveränderungen der Konzerne können aber auch staatliche Eingriffe erfolgreich sein. So haben Getränkehersteller seit der Einführung einer Limo-Steuer in Großbritannien den Zuckergehalt ihrer Produkte deutlich reduziert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Oxford, berichtet die Verbraucherorganisation Foodwatch.

Demnach enthielten Erfrischungsgetränke 2015 im Schnitt noch 4,4 Gramm Zucker pro 100 Milliliter. 2019 waren es nur noch 2,9 Gramm pro 100 Milliliter, was einem Rückgang von etwa 35 Prozent entspricht. Großbritannien hatte 2018 eine Limo-Steuer eingeführt. Diese sieht Abgaben für die Hersteller vor, die mehr als fünf Gramm Zucker je 100 ml enthalten. Der Marktführer Coca-Cola senkte daraufhin in Großbritannien den Zuckergehalt seiner Getränke Fanta und Sprite auf 4,6 bzw. 3,3 Gramm. In Deutschland enthält Fanta noch mehr als neun und Sprite mehr als acht Gramm Zucker.

Pro-Kopf-Konsum von Limonaden um 30 Prozent gesunken

Auch der Pro-Kopf-Verbrauch von Zucker über Getränke ist in diesem Zeitraum um 30 Prozent – oder 4,6 Gramm – pro Tag gesunken. Insgesamt ist den Forschern zufolge der Absatz von den mittelstark und stark gezuckerten Getränken um 50 Prozent zurückgegangen. Der Verkauf von Wasser sowie zuckerfreien und zuckerarmen Getränken, die nicht von der Abgabe erfasst sind, stieg hingegen um 40 Prozent an.

„Die Limo-Steuer in Großbritannien hat zu einem Zuckersturz im Getränke-Regal geführt. In Deutschland hingegen reiht sich noch immer Zuckerbombe an Zuckerbombe“, kritisierte Luise Molling von Foodwatch. Deutschland hinke hier im internationalen Vergleich weit hinterher - neben Großbritannien gingen zahlreiche Staaten mit Steueranreizen aktiv gegen Fehlernährung, Fettleibigkeit und Diabetes vor, darunter Irland, Portugal, Estland, Belgien, Norwegen, Finnland und Frankreich.

Allerdings erscheint mancher Fortschritt besser als er tatsächlich ist: So kritisiert Foodwatch, dass einige Hersteller den Zucker einfach durch Süßstoffe ersetzen. Rezepturänderungen sollten deshalb nicht nur den Gehalt von Zucker, sondern den Süßgeschmack insgesamt verringern, um der allgemeinen Süßgewöhnung insbesondere bei Kindern und Jugendlichen entgegen zu wirken, fordert Molling. Die Herstellerabgabe sollte deshalb auch süßstoffgesüßte Getränke mit einbeziehen.

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